19.02.2013
/ Von Christoph Mathis

Sven Tiffe hielt beim letzten AgileTuesday, unserem Münchner Scrum-Stammtisch einen sehr interessanten Vortrag über die Rolle der Kultur, oder wie er sagte, der Haltung bei Google.

Klar, es gibt eine Menge von technischen Innovationen bei denen – und Google ist ein sehr technikverliebter „Verein“ mit vielen Nerds. Sie pflegen das wohl auch und haben ein sehr ausgefuchstes Bewerbungssystem, bei dem Peer-Review eine große Rolle spielen – und das wird sicherlich bevorzugt weitere technikverliebte Nerds auswählen.

Da würde mich viele Details, die Sven ausgespart hat, brennend interessieren (wie viele andere auch) – aber für die meisten müssten wir wohl selbst bei Google anheuern.

Mich hat nicht die Technik, sondern ein anderer Aspekt bei dem Vortrag fasziniert: die Fehlerkultur.

Was Sven sehr lebendig veranschaulicht hat, war der Zusammenhang, dass gerade die Möglichkeit, Fehler zu machen und offen zuzugeben, eine zentrale Rolle bei der stetigen Verbesserung spielt. So werden bei den Protokollen von Bugreports auch die Klarnamen der Mitarbeiter firmenintern veröffentlicht, Das wiederum ist aber nur möglich, weil sich gleichzeitig niemand Sorgen machen muss, dass das zu Konsequenzen führt. Ein wirklich verblüffendes Beispiel war auch die Geschichte vom Kollegen, der aus Versehen ein internes Memo (mit heftiger Kritik an der Firmenleitung) öffentlich gepostet hat.

Interessant war auch in der anschliessenden (Fishbowl-)Diskussion, wie schwer es fällt, so eine Kultur zum Nennwert zu nehmen. Die Sache mit den Klarnamen in den Fehlerreports kann man noch auf eine unterschiedliche Herangehensweise in den USA zurückführen – aber ich war über manche Missverständnisse schon erstaunt.

„Fehler erlauben“ wurde zum Teil missverstanden als „erlauben, mittelmäßige Qualität zu liefern“. In meinem Verständnis ist das genau umgekehrt: wenn man Spitzenqualität liefern will, muss man jede Gelegenheit zum Lernen nutzen – und das bedingt auch, dass niemand seine Leichen im Keller versteckt oder verstecken muss.

Das würde auch einen Satz „Google kann sich das wegen seiner Größe erlauben“ vom Kopf auf die Füße stellen: Google ist groß geworden, weil es eine Kultur entwickelt hat, in der rigorose Qualitätssicherung auch jede Gelegenheit zum Lernen nutzt und offen legt.

„Es gibt keine Fehler, nur Gelegenheiten zum Lernen“ hört man manchmal – es ist leider oft nur graue Theorie – es scheint in manchen Organisationen scheint es mehr zu sein. Auf jeden Fall ist es ein Prinzip zum Nachmachen.

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