25.06.2018
/ Von Christoph Mathis

Die veröffentlichten Prinzipien von Spotify sind für viele faszinierend. Wahrscheinlich ist ein wichtiger Faktor dafür, dass Agilität bei Spotify einfach funktioniert.

Ich füge meine eigene Interpretation hinzu. Ich kenne auch nur die öffentliche Darstellung von Henrik Kniberg auf verschiedenen Konferenzen, daher mein Beipackzettel: es ist eine weitere Interpretation.

Für mich  kann man den Erfolg auf einen wesentlichen Grund zurückführen: Agiles Mindset ist Chefsache und wird konsequent gelebt, z.B. in einer rigorosen Orientierung auf Mitarbeiterzufriedenheit. Das hat wohl zu einer sehr reifen und verantwortlichen Organisation geführt.

Darüber hinaus sind es zwei Schlüsselerfindungen, die mich beeindruckt haben: Radikal lose Kopplung und Skalieren von Vertrauen

Lose Kopplung

Teams (ja, sie heißen nicht mehr Teams, aber trotzdem)  können deshalb sehr autonom arbeiten, weil Spotify eine Policy entwickelt hat, um die Code-Abhängigkeiten zu minimieren. Darüber hinaus kann ein kann den Code eines anderen Teams klonen und weiter bearbeiten. Aus einer synchronen Abhängigkeit und damit einem potenziellen Blocker wird eine asynchrone Aufgabe, regelmäßig wieder zu konsolidieren. Wie gesagt, eine Lösung einer reifen Organsiation.

Skalieren von Vertrauen

Woraus entsteht Glaubwürdigkeit und Vertrauen? Aus nachgewiesener Kompetenz, Transparenz, gemeinsamen Zielen und regelmäßigem Austausch. Spotify hat mit den Gilden und Tribes die Strukturen, einen solchen Austausch zu leben und die Kompetenz und Transparenz regelmäßig zu hinterfragen.

Vollzeit-Scrum Master?

Bei Spotify hat nicht mehr jedes Team einen Vollzeit-Scrum Master – stattdessen können sie auf Coaches zurückgreifen, wenn sie das Gefühl haben, einen solchen zu benötigen. Ein Beispiel wäre für mch Konfliktmoderation, oder auch die Adressierung eines externen Problems, das eskaliert werden muss.

Das entspricht auch meiner Erfahrung in vielen Teams: sie brauchen jemanden, der regelmäßig den Austausch am Laufen hält, die meisten anderen Aufgaben kann ein erfahrenes Team selbst stemmen.

Aligned Autonomy

Alignment ist eine Voraussetzung für Autonomie – das ist eine der Formulierungen, die aus dem Spotify-Umfeld bekannt geworden sind. Ja, stimmt – ich stimme zu und setze noch den Zusammenhang der Fokussierung. Mehr dazu in einem früheren Blogeintrag.

Verbreitung

Es gibt nun verschiedene agile Implementierungen, die sich auf das Spotify-Modell berufen. Ich habe damit meine Probleme: zum ersten bestreiten die Autoren, dass es ein allgemeines und wohldefiniertes Spotify-Framework gibt. Zum zweiten sehe ich eine Tendenz, nur die Nomenklatur zu übernehmen und den Mindset-Teil zu übersehen. Mir ist es egal, ob jemand Teams umbenennt – ob aber eine neue Wortwahl wirklich zielführend ist, wag ich doch zu bezweifeln.

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