Skalierung, Kultur und Agile Evolution – Teil 1
Warum ist Skalierung so schwer? Und weiter ausgeholt: warum ist es überhaupt so schwer, eine gute agile Implementierung umzusetzen? Man sollte sich einmal gründlicher ansehen, wie die Ergebnisse in einem guten, kleinen agilen Team aussehen und daraus ableiten, wie eine Skalierung, eine Umsetzung in einer realen Organisation und eine nachhaltige Implementierung aussehen müssten. Dann ergibt es auf einmal viel mehr Sinn, warum jetzt alle Welt von agilem Management redet – und andere meinen, Agil würde nur „die da unten“ in der IT interessieren.
Die vier Vorteile agiler Teams
Kleine stabile Teams haben erstaunliche Ergebnisse erbracht. Mit ihnen wurde der Code geknackt, wie man effektiv, zuverlässig und kreativ Software entwickeln kann und es lohnt sich, genauer hinzusehen, wie das erreicht wird: diese Vorteile will man ja auch in größer skalierten Umgebungen und in anderen Bereichen mitnehmen. Idealerweise soll die gesamte Firma davon profitieren – vorher muss man allerdings verstehen, wie diese Vorteile zustande kamen.
1. Beschleunigtes Lernen
Lernen in Teams wird in seiner Bedeutung grob unterschätzt: Teams und jedes ihrer Mitglieder lernen ununterbrochen im Verlauf eines Entwicklungsprozesses: neue Techniken, Zusammenhänge mit anderen Komponenten, Auswirkungen von Rahmenbedingungen und Anforderungen – wenn man einmal anfängt genauer hinzusehen, wird die Liste endlos.
Die Intensität, mit der Lernen betrieben wird, bestimmt nach kurzer Zeit die Entwicklungsgeschwindigkeit eines Teams mit.
Agile Teams haben diese Erkenntnis hineinkonstruiert: Lernen funktioniert in Teams am effektivsten.
2. Vorhersagbare Entwicklung
Mit den agilen Softwaretechniken wurde eine wichtige Anforderung an die Softwareentwicklung insgesamt eingelöst: eine belastbare Aussage über den Entwicklungsstand. Die Haupttechnik dafür ist wiederum Testautomatisierung, testgetriebene Entwicklung und Entwicklung in kleinen vertikalen Schnitten. Diese Vorgehensweise deckt auch Defizite, Unklarheiten und Widersprüche in den Vorgaben.
3. Schnelles Feedback und belastbare Fortschrittsberichte
Eng damit zusammen hängt die Fähigkeit, in kurzen Abständen Ergebnisse vorzuzeigen. Damit wurde eine weitere weitverbreitete „Krankheit“ in der Entwicklung kuriert: die lange Zeit bis zu der Vorführung der ersten Ergebnisse und der Zwang, viele Details extrem früh festzulegen.
4. Mehr Spass und Motivation in der Entwicklung
Es gibt sie noch, die Zweifler, aber die Beweislast ist erdrückend: bei Wissensarbeit ist einer der entscheidenden Produktivitätsfaktoren die innere Motivation der Akteure selbst. Während man die Motivation bei einfachen Tätigkeiten durch Kontrolle, Druck und direkte Anreize ersetzen kann, ist das bei allen Tätigkeiten, die auch nur rudimentär kreativ sind, nicht mehr zielführend. Agile Teams können dies nachhaltig ändern – viele haben schon die Erfahrung gemacht, wie produktiv die Arbeit in einem eingeschworenen Team sein kann, und wie intensiv wir die Euphorie wahrnehmen und in Erinnerung behalten.